Notiz am Rande. 

Memo an mich selbst: Ich schreib jetzt einfach mal drauf los, als mich ständig einzubremsen. Auch, wenn die ganze Welt dagegenspricht: zu dumm, zu jung, zu unerfahren! Doch Zuwarten ist auch keine Option, dann wird es nur heißen: zu klug, zu alt, zu überholt. Wann also, wenn nicht jetzt :-)

Memo #1: Einfach schwanger?

Schwanger-Sein ist für jede Frau anders. Jede hat ihre eigene (Vor-)Geschichte, daher heißt es: Gib gut auf dich acht! Hör in dich hinein und geh dem nach. Jetzt ist die beste Zeit damit zu starten. Es sind so viele Verwandlungen, die du jetzt durchmachen wirst: vom Wünschen, Hoffen und Realisieren, bis hin zum Sichtbar-Werden dieses Innersten im Außen. Hol dir Menschen in dein Leben, die dir guttun. Informiere dich und bedenke, es sind wenig Dinge, die dein Baby wirklich braucht. Daher gilt:

  • Powernapping & sanfte Bewegung 
  • hochwertige Lebensmittel in mehreren, kleinen Mahlzeiten 
  • Gefühle kommen und gehen lassen
  • Ordnung schaffen und Ausmisten (auch seelisch)
  • Dauerstress und Druck ganz streichen
  • und lieber in gute Informationen & Aktivitäten investieren (Bücher, Kurse, Freizeit)

"Ich darf jetzt alles! Auch, und vor allem, Nichtstun und Schlafen. Immerhin ist da was Großes am Entstehen - und das direkt in mir drin." Das erste Trimenon


Memo #2: Mein sicherer Rahmen.

Geburt: etwas Großes steht bevor. Nicht nur dem Kind, auch der Mutter. Und auch dem Vater. Ein stückweit wohl der ganzen Welt! Die Welt erneuert sich. Und wir uns mit ihr. Es sind wohl kaum wir alleine, die immer das Wo und Wann bestimmen können. Doch vor allem das Wie kann maßgeblich von uns mitgestaltet werden. Daher empfiehlt es sich ein paar Fragen vorab zu klären:

  • Was brauche ich/brauchen wir, um mit einem guten Bauchgefühl in die Geburt zu gehen?
    • Wo fühle ich mich/wir uns sicher? (Klinik, Geburtshaus, Hausgeburt)
    • Wer soll mich/uns begleiten? (Netzwerk schaffen & rechtzeitig eine Hebamme anfragen)
    • Was erwartet mich/uns? Informiert euch über den Geburtsort und die Abläufe dort, z.B. beim Storchenabend, Geburtsvorbereitungskurs oder ihr ruft einfach direkt dort an
    • Gibt es noch Dinge, die mich beschäftigen? Wie ungeklärte Fragen, Bedenken oder Vorerfahrungen. (Nutzt die kostenlose Hebammenberatung im Österreichischen Mutter-Kind-Pass)

"Ein bisschen Aufregung und Respekt vor der Geburt ist wohl ganz natürlich und darf einfach so sein. Ihr werdet sehen, ein paar Rahmenbedingungen vorab zu klären schafft Erleichterung." 

Die menschliche Geburt ist ein physiologischer Körpervorgang - wir Frauen sind dafür gemacht ;-) Haltet euch fern von Horrorgeschichten anderer und füttert eure Gedanken lieber mit Zuversicht und positiven Geburtsberichten, mehr dazu hier. Eure Hebamme unterstützt euch dabei! 


Memo #3: Von Wellen und Wässern.

Am Kreißsaal-Telefon werden wir Hebammen nicht selten mit Fragen zu Wehenbeginn oder Blasensprung konfrontiert. Viele Fragen können bereits im Gespräch geklärt werden. Im Falle von unklarem Flüssigkeitsabgang, Unterbauchschmerzen oder bei schlechtem Allgemeinzustand wird immer eine Abklärung vor Ort angeraten. Wichtig: Bei verstärkter, hellrosa Blutung SOFORT mit der Rettung ins Krankenhaus fahren!

Viele Unsicherheiten betreffen das Thema Wehen. Es gibt eine breite Palette an Wehen: Schwangerschaftswehen, Vorwehen, Senkwehen und sogenannte Übungswehen, die irgendwann in regelmäßige Eröffnungswehen übergehen. Und selbst in dieser Phase der Geburt kann es wieder zu physiologischen Wehen-Pausen kommen. Die Vielfalt von uns Frauen lässt auch auf die Vielfalt der Wehen schließen :-) Manche spüren diese verstärkt im Rücken andere "nur" im Unterbauch. Doch die Frage aller Fragen bleibt tatsächlich: Wann handelt es sich um wirksame Wehen, die den Muttermund eröffnen und die Geburt einleiten?

Hier kann es von Vorteil sein erst einmal zu beobachten, wie sich die Wehen verhalten und mit warmem Wasser oder mit Bewegung zu arbeiten. Ist eine Regelmäßigkeit zu erkennen? Was tut mir gut? Sollte Frau sich zu Hause nicht mehr wohl fühlen, ist es immer ratsam ins Krankenhaus zu fahren.

"Geburtswehen zeigen sich meist durch ihre Regelmäßigkeit und ihre Intensität. Während dieser Wehen ist kein Gespräch mit der Frau mehr möglich. Sie muss sich ganz und gar konzentrieren, in sich gehen." 


Memo #4: Nachts im Kreißsaal.

Es hat einen guten Grund, warum so viele Kinder sich entschließen, nachts zur Welt zu kommen: Im Schutz der Dunkelheit, in ihrer Stille, fernab der Alltagswelt und der vielen Menschen, eröffnet sich eine geburtsfreundliche Atmosphäre. Denn zum Gebären braucht es, frei nach Michel Ordant, genügend Privatsphäre (Privacy), die richtigen Hormone und Zeit.

Anstelle des Beobachtet-Werdens und der Dauerüberwachung, profitiert die gesunde Schwangere von geduldigen GeburtshelferInnen, die sich im Hintergrund halten können. Im Krankenhaus heißt es also für uns Hebammen und ÄrztInnen sehr aufmerksam und gezielt hinzusehen: Was braucht es (nicht) :-) Einige Frauen weisen Vorerkrankungen oder besondere Bedürfnisse in ihrer Biografie auf, die es natürlich in der Betreuung zu berücksichtigen gilt. Und doch möchte ich in diesem Text kurz an die ureigenen, unwillkürlichen Prozesse des Gebärens appellieren. Diese können durch eine gute Atmosphäre sehr wohl gefördert werden:

  • Privatsphäre (eigener Raum, wenig Ortswechsel, wenig „Beobachter“, Rückzugsmöglichkeit)
  • Abdunkeln und wenig Reize von außen (Licht, Menschen, Informationsflut)
  • Das Gefühl von Sicherheit, welches für jede Frau etwas anderes bedeuten mag (Vgl. Memo #2)

"Wir bauen jetzt eine Höhle zum Gebären." Zitat aus dem Kreißsaal


Memo #5: Das Gespräch danach.

Alles offen, alles Neu. Und doch sind da noch so viele alte Gespenster in meinem Kopf. Was ist passiert? Ich möchte ES einfangen, benennen und verstehen. Erst dann, kann - ja darf - es gehen.

Jede Geburt ist einzigartig. Jede Geburtsgeschichte ist einzigartig. Und jede dieser Geschichten soll und darf gehört werden. Das Erzählen dürfen und dafür Raum bekommen ist uns als Hebammen ein großes Anliegen. Es wird so viel in die Geburtsvorbereitung investiert, dabei ist auch das Danach von großer Bedeutung für die Frauen. Wann, wenn nicht im Wochenbett ist der Zeitpunkt gekommen, um mit deiner Hebamme nochmals über das Geburtsgeschehen zu sprechen. Gemeinsam können offene Fragen geklärt und eingeordnet werden.